- Wer sind die Armen?
"Nicht nur die Armen in einem materiellen Sinn sind gemeint. Jeder, der irgendwo am Leben gehindert wird, ist arm. Beziehungslosigkeit und Einsamkeit sind auch Formen von Armut. Selbst die Natur ist geknechtet und ausgebeutet, also arm in diesem Sinn. Mit all diesen Formen von Armut haben wir es zu tun. Wir Schwestern sind eigentlich Arme unter Armen. Für den heiligen Vinzenz war der Arme der Stellvertreter Jesu. Deshalb muss auch heute der Arme Inhalt unseres Lebens sein."
- Unsere Werke und die Armen
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"Es geht uns nicht nur um den direkten Armendienst, sondern auch um die Aufrechterhaltung einer christlichen Haltung in den von uns gegründeten Einrichtungen, in den Krankenhäusern zum Beispiel, oder in den Schulen. Manchmal merken wir, dass wir mehr für die Armen tun können, wenn wir darauf verzichten, alles selber tun zu wollen. Trotzdem ist es unsere Herausforderung, offen zu sein für materiell Arme, für Obdachlose und Außenseiter."
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- Armut im geistlichen Sinn
- "Es geht um ein Loslassen, auf materieller, aber auch auf geistiger Ebene, um die Fähigkeit, sich von den Dingen verabschieden zu können. Man könnte auch an eine Faust denken, die etwas fest hält. Erst wenn sie aufmacht, ist die Hand offen, etwas empfangen zu können. Das ist Demut. Was haben wir, das wir nicht empfangen hätten? Armut im geistlichen Sinne heißt, diese Demut zu begreifen und so Gott empfangen zu können. Wer reich ist, versteht die Armen nicht. Wenn wir daher auf unsere Weise arm sind, können wir den armen Menschen besser dienen."
- Barmherzigkeit
- "Barmherzige Liebe lässt sich zusammenfassen als eine das Leben fördernde Liebe. ‚Warmherzige Liebe‘ könnte man auch sagen. Eine Liebe ohne Vorurteile und Vorbehalte, eine Liebe, die sich zum Anderen hinneigt und ihm – um es mit einem Bild zu sagen – einen Mantel um die Schultern legt. Diese Liebe hat fast paradoxe Eigenschaften: Sie ist fest und gleichzeitig dehnbar. So wie Gott einerseits gerecht ist und einiges abverlangt, andererseits aber auch unendlich langmütig ist. Im Wort ‚Barmherzigkeit‘ ist eigentlich alles drinnen, worauf es ankommt: Die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und auch die Liebe zu sich selbst, die genauso wichtig ist."
Aus einem Gespräch mit Barmherzigen Schwestern